Archivnummer
BAS 13058

Fußgängerbrücke Bahnhof Storkower Strasse


Bild-ID: 123393
Fußgängerbrücke Storkower Straße
Datum: 18.04.2010        Fotograf: Johannes Bönisch     
Fotonutzung ?

Land:
Deutschland 
Region:
Berlin 
Stadt:
Berlin Lichtenberg - Friedrichshain, Kreuzberg 
Lage:
im Ortsteil Lichtenberg und Friedrichshain grenzüberschreitend  
Fluss/Tal:
Eisenbahnanlagen der Ringbahn, ehem. Zentralvieh- und Schlachthof, Hermann-Blankenstein-Straße und Storkower Straße  
Verkehrsweg:
Fußgängerverkekr zwischen beiden Bezirken uns Bahnhofszulauf von beiden Seiten  
Brückentyp:
Balkenbrücke  
Material:
Stahl  
Baujahr:
1937 - 1940, Kürzung 2002 - 2006  
Spannweite:
 20.00 m
Gesamtlänge:
 130.00 m
Breite:
 4.00 m
Brückenfläche:
 520.00 m
Fahrbahnhöhe:
 6.00 m
Pfeilerhöhe:
 - m
Status:
in Betrieb 
Details:

Bereits kurz nach der Eröffnung des Zentralviehhofs am 1. März 1881 wurde am 4. Mai der S-Bahnhof Zentralviehhof eröffnet. Damit Fußgänger vom S-Bahnhof über die vier Gleise des Entladebahnhofs zum Viehhof gelangen konnten, wurde eine etwa 100 Meter lange hölzerne Fußgängerbrücke errichtet. Fußgänger, die weiter zum Wohngebiet an der Eldenaer Straße wollten, mussten auf der restlichen Strecke die Viehbetriebe passieren, was nicht ungefährlich war. 1928 wurden deshalb Planungen in Angriff genommen, eine Brücke zu bauen, die die komplette Strecke vom Bahnhof zur Eldenaer Straße überspannt. Abstimmungsschwierigkeiten zwischen der Stadt Berlin, dem Viehhof und der Reichsbahn verzögerten den Baubeginn bis zum Jahre 1937.

Von 1937 bis Juli 1940 entstand dann quer über den Viehhof eine 420 Meter lange, vier Meter breite und sechs Meter hohe Fußgängerbrücke aus Stahl. Um die Arbeiten auf dem Viehhof nicht zu behindern, stand sie auf 22 Stützen, die teilweise zwischen 20 und 32 Meter Abstand zueinander hatten. Auf einem südlichen Abschnitt wurden die Stützen beim Bau einfach in das Dach einer der Rinderställe gebaut, wodurch die Brücke über das Gebäude hinweg führte. Die Brücke war überdacht und mit undurchsichtigen Scheiben verglast. Grund für die Undurchsichtigkeit waren Bedenken des Brückenbauamtes, dass durch die „Möglichkeit der Beobachtung unvermeidlich mit dem Viehhofbetrieb verbundener Szenen insbesondere für die großstädtische Jugend eine sittliche Gefährdung vorhanden sei“ (aus dem Erläuterungsbericht des Brückenbauamtes von 1936). Zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Stahlbrücke wurde die Holzbrücke abgerissen. Durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkriegs stark zerstört und auf langen Strecken heruntergestürzt, wurde sie bis 1951 gehoben und rekonstruiert.

Von 1976 bis 1977 wurde die Brücke umfangreich repariert und auf 505 Meter verlängert, indem ein 85 Meter langes Stück vom S-Bahnhof zum neuen Lichtenberger Wohngebiet Fennpfuhl angebaut wurde. Die Brücke war somit die längste Fußgängerbrücke Europas. Das zusätzliche Teilstück war bereits bei den Planungen in den 1930er Jahren vorgesehen, der Bau wurde aber zurückgestellt. Kurz nach der Eröffnung des Teilstücks erhielt der S-Bahnhof am 15. Oktober 1977 seinen heutigen Namen Storkower Straße.

Im Zuge des Wiederaufbaus der Berliner Ringbahn und der Sanierung der Bahnhöfe wurde von August 1996 bis Dezember 1997 das 85 Meter lange Teilstück für 1,3 Millionen DM (rund 660.000 Euro) umfangreich instandgesetzt und mit zwei behindertengerechten Fahrstühlen ausgestattet.

Am 3. Juni 2002 wurde begonnen, ein 300 Meter langes mittleres Teilstück der Brücke abzureißen, und bis Ende 2003 wurde ein 45 Meter langes Stück von der neuen Hermann-Blankenstein-Straße zum S-Bahnhof instandgesetzt und mit einem neuen Treppenaufgang versehen. Die Kosten für Abriss und Instandsetzung beliefen sich insgesamt auf etwa zwei Millionen Euro. Da die Brücke nicht in das Konzept der Stadtentwicklungsgesellschaft Eldenaer Straße für das Gelände passte und die Reparatur- und Erhaltungskosten bis zu 20 Mio. Euro betragen hätten, wurde der mittlere Teil abgerissen. Ein Abschnitt von 75 Meter Länge an der Eldenaer Straße blieb vorerst aus Denkmalschutzgründen erhalten, wurde aber im März 2006 ebenfalls abgerissen.

Die komplette Brücke ist heute noch im Vorspann der Krimiserie Polizeiruf 110 zu sehen. Im Volksmund wurde sie aufgrund des verwahrlosten Zustandes zu DDR-Zeiten auch „Langer Jammer“, aber auch „Langes Elend“ oder „Rue de Galopp“ genannt. Die Straße „Zum Langen Jammer“ im Eldenaer Viertel hat daher auch ihren Namen. 
Baulastträger:
 
Baulastnummer:
 

Lageplan
Breitengrad, Längengrad: 52.5239683333, 13.4647533333