Artikel
Daten zur Brücke bei Limyra (Türkei)
von Holger Michiels

Zusammenfassung aus einem Artikel von Wolfgang Wurster.


Zusammenfassung

Alle inhaltlichen Angaben stammen von Wurster und Ganzert.

 Wurster, Wolfgang W. & Ganzert, Joachim: „Eine Brücke bei Limyra in Lykien”, in: Archäologischer Anzeiger, Deutsches Archäologisches Institut, Berlin 1978, ISSN 0003-8105, S.288-307

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Bauwerksname: Brücke bei Limyra / Bridge near Limyra

 

 

Andere Namen: der antike Name des Flußes ist nicht bekannt

 

 

Konstruktionstyp: Segmentbogenbrücke

 

 

Bogenkonstruktion:

ursprünglich 27 Segmentbögen, heute 26 Segmentbögen und 2 Halbkreisbögen (=Reparaturbögen, anstelle des zerstörten 27.)

 

Die 27 Segmentbögen bestehen aus zwei übereinanderliegenden, radial aufgemauerten Ziegelsteinlagen.

 

Die 2 Halbkreisbögen bestehen aus einer radial aufgemauerten Zieglsteinlage

 

Achsweiten der Segmentbögen, also die Entfernungen zwischen den Pfeilermitten, reichen von 11,60 m bis 14,97 m (Bogen 2 bzw. 26). Es lassen sich vier Gruppen ähnlicher Größe bilden, deren mittlere Weiten  folgende Werte betragen:

  • 11,60-12,30 m (4 Bögen: 2, 3, 7, 21)
  • 12,75 m (14 Bögen: 5, 9-15, 17-19, 22-24)
  • 13,10 m (3 Bögen: 4, 6, 8)
  • 13,60 m (7 Bögen: 16, 20-25)

Normalbogen (Median): 12,75 m weit

Pfeilerbreite: ca. 2,10 m

lichte Spannweite des Normalbogens: 10,65 m [12,75-2,10 = 10,65]

Stichhöhe: 2 m

 

Verhältnis von Spannweite zu Höhe (Überhöhung) des Normalbogens: 5,3 zu 1

 

 

Größter Bogen: 14,97 m Achsweite

 

Überhöhung des größten Bogens: 6,4 [(14,97 − 2,10 m) : 2,00 = 6,4]

 

 

Lichte Spannweite der Reparaturbögen: 5,30 m

 

Stichhöhe der Reparaturbögen: 2 m

 

Überhöhung der beiden Reparaturbögen: 2,7 zu 1 [5,30 : 2,00 = 2,7]

 

 

Weitere Abmessungen:

Länge 360 m

 

Breite des Brückenwegs: 3,55-3,70 m, an den Brückenenden 4,30 m

 

Gesamthöhe der Brücke: aufgrund Verschüttungszustands nicht feststellbar, Abstand von den Kämpfern zur Fahrbahnoberfläche mit 3,25 m ermittelt

 

Brückenniveau:

Bogen 1-20: 20,05-20,55 m ü.M. (sehr leicht ansteigend)

Bogen 21-27: 19,94-19,66 m (sehr leicht abfallend)

 

 

Funktion / Nutzung: Fußgängerbrücke, Kleinverkehr (es konnten keine Wagenspuren nachgewiesen werden und es gab auch keine Brüstung)

 

 

Ort: bei Limyra, Lykien, Südtürkei

Genaue Lokalisierung: Die römische Brücke überquert den Alakır Çayı 3,2 km östlich der Ruinen von Limyra (Meßpunkt: Theater) und 3,8 km nördlich der heutigen Meeresküste in der Nähe der modernen Straße von Turunçova nach Kumluca

 

Heutzutage fließt der Alakır Çayı (früher Fluß, heute Bach) nur noch unter drei Bogen hindurch

 

Topographische Einordnung: Brücke steht im Übergangsbereich von den Ausläufern des Bergmassivs Toçak Dağı zum flachen Schwemmland der Bucht von Finike, dicht oberhalb der Stelle errichtet, an der das enge Flußtal sich zur weiten Mündungsebene öffnet und die Durchquerung während der Regenzeit durch Hochwasser behindert wird

 

 

 

 

Bauzeit: vermutlich Ende des 2. oder im 3. Jh. n. Chr.

 

 

Bauverfahren: Bogenaufmauerung mit Lehrgerüst

 

 

Baustoffe: Kompositbauweise aus Ziegeln, Steinquadern und Bruchsteinen

 

Ziegel der Segmentbögen:

Material: gelb-roter Ton mit feinem Ziegelsplitt

Format: rechteckige Platten von 40 x 50 cm, ca. 5 cm dick, stehen mit kürzerer Seite aufrecht im Bogenverband, so daß die doppelt aufgemauerten Bögen eine Gesamtdicke von 80 cm besitzen.

 

Bindematerial in den 4 cm dicken Fugen: harter Kalkmörtel mit Zusatz von grobem Ziegelsplitt und feinem Kies

 

Die beiden Halbkreisbögen wurden mit etwas kleineren Ziegeln gemauert, stellenweise wurden auch die Originalziegel des zerstörten Segmentbogens wiederverwendet.

 

Kämpfersteine: glatt behauene Kalksteinquader mit schräger Auflagefläche für den Bogenansatz.

 

Mauerschale:

Bogen 2 bis 21: Ziegel-und Bruchsteinverkleidung im Mörtelverbund

Bogen 22 bis 26 sowie beide Brückenrampen: Steinquader

Bogen 27-28 (Reparaturbögen): kleinteilige Bruchsteine mit ungeordnet eingearbeiteten Ziegeln

 

Brückenpflaster: Kalksteinplatten

 

 

Statik: Stützlinie für das Eigengewicht fast identisch mit der Kurve der Gewölbeachse

 

Zitat: "Nach heutiger Einstufung könnte die Brücke die Lasten der Brückenklasse 30 nach DIN 1072 übernehmen; das würde bedeuten, daß sie auf einem Bogen einen 30 Tonnen schweren Lastwagen und zusätzlich auf der restlichen Oberfläche des Bogens 500 kp/m² tragen könnte. Die Brücke war also für den antiken Verkehr mit großer Sicherheit bemessen."

 

 

Zustand: gesamtes Bauwerk bis über die Kämpferpunkte mit Flußablagerungen verschüttet, moderne Gewächshäuser bis unmittelbar an Brücke herangerückt

 

 

Erforschung:

Nachrichten aus der Antike sind über die Brücke nicht überliefert

Erste Schilderungen des Bauwerks tauchen in europäischen Reiseberichten des 19. Jhs. auf:

 

-         Charles Fellows beschrieb bei einem Besuch im Mai 1840 die Brücke

-         Eine österreichische Expedition unter Beteiligung von Otto Benndorf erreichte die Brücke 1882

-         wissenschaftliche Vermessung der Brücke durch  Wolfgang W. Wurster und Joachim Ganzert 1973 für das Deutsche Archäologische Institut (DAI)

-          

 

Technikgeschichtliche Bedeutung:

-         einer der ältesten Segmentbogenbrücken der Architekturgeschichte

-         längste bekannte feste Segmentbogenbrücke der Antike

Flachestes Bogenprofil: derart flachgespannte Bögen (Überhöhung von 5,3 bis 6,4) wurden erst im Spätmittelalter übertroffen


aktuelle Version von 28.08.2008 22:16:51
erste Version von 28.08.2008 22:16:51

Brücken -2221-

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