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17.06.2019:
A3: Straßen.NRW gibt erste Segmentbrücke in NRW für Verkehr frei

Was hat eine Brücke mit einer Perlenkette zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel, und doch ist das Prinzip der Perlenkette für Straßen.NRW wertvoll. Am Montag (17.6.) ist eine Brücke über die A3 bei Emmerich für den Verkehr freigegeben worden, deren Fahrbahnplatte aus einzelnen Segmenten besteht, die "aufgefädelt" werden - übrigens die erste dieser Art in Nordrhein-Westfalen. Der Vorteil: Die Brücke kann schneller als ein konventionelles Bauwerk für den Verkehr freigegeben werden, weil die Segmente bereits so weit vorgefertigt sind, dass sie genutzt werden können. Die Betonsegmente können bei dieser Variante sogar direkt befahren werden - ohne zusätzliche Asphaltschicht.

"Hier an der A3 ist uns eine Punktlandung gelungen", sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek mit Blick auf die Segmentbrücke. Der Verkehr kann nach knapp 120 Tagen wieder fließen, "das sind 40 Prozent weniger Sperrzeit als bei einer bislang üblichen Bauweise", so Sauerwein-Braksiek. Und auch die Kosten des Projektes liegen im Rahmen. 2,9 Millionen Euro kostet die neue Brücke an der Speelberger Straße bei Emmerich, knapp 600.000 Euro mehr als ein konventionelles Bauwerk. "Bei Pilotprojekten geht es darum, neue Verfahren auszutesten", erklärt die Straßen.NRW-Direktorin und vergleicht den innovativen Brückenbau mit einem Forschungsprojekt. "In Forschung muss man investieren, man kommt aber am Ende auch weiter."

Bewehrte Erde statt Beton

Nur wenige Kilometer weiter läuft an der A3 das nächste Innovationsprojekt. Unter dem Stichwort "Kunststoff-Bewehrte-Erde" baut Straßen.NRW bei Emmerich-Elten Brückenwiderlager fast ohne Beton. Mit Hilfe von so genannten Geogittern, das sind flexible Kunststoffnetze, werden Bodenschichten so aufgebaut, dass sie anschließend den Brückenüberbau tragen können. Aufwendige Bewehrungs- und Betonierarbeiten können auf ein Minimum reduziert werden. Der Brückenüberbau wird zeitgleich zu den Bauarbeiten an den Bewehrte-Erde-Widerlagern auf einem nahegelegenen Parkplatz an der A3 erstellt und schließlich fertig eingehoben. Das Ziel: Eine Brücke mit nur 80 Tagen Sperrzeit errichten.

"Bewehrte Erde" wird auch im Verlauf des Neubaus der B 67n Reken - Dülmen im Kreis Coesfeld genutzt, um eine Kreisstraße über die Bundesstraße zu führen. Anders als beim
A3-Bauprojekt sollen die Bewehrte-Erde-Widerlager hier mit Stahlbändern verstärkt werden. Dieses Projekt wird nicht nur beim Bau, sondern auch bei der anschließenden Nutzung wissenschaftlich begleitet (u.a. Fachhochschule Münster).

Komplette Brücke verschieben

Neben dem laufenden Verkehr bauen und die komplette Brücke anschließend an ihren Platz schieben - das plant Straßen.NRW erstmalig in Deutschland an der A45-Talbrücke Rinsdorf. Bislang werden die Brückenüberbauten, die auf Hilfspfeilern stehen, auf ihre endgültigen Pfeiler verschoben. Das macht Straßen.NRW zum Beispiel beim Bau der Lennetalbrücke an der A45 bei Hagen. Die Talbrücke Rinsdorf wird samt Pfeilern den Platz wechseln.

"Je nachdem, welche Voraussetzungen bei einem Ersatzneubau gegeben sind, suchen wir nach der besten Lösung", betont Elfriede Sauerwein-Braksiek. Dabei geraten Verkehrsbelastung, bautechnische Voraussetzungen oder auch der vorhandene Platz in den Blick. "Mit den Erfahrungen, die wir bei unseren Pilotprojekten sammeln, erweitern wir die Palette der Lösungsmöglichkeiten Stück für Stück", sieht die Direktorin des Landesbetriebes in jedem Fall einen Gewinn in den innovativen Projekten.

Hintergrund:

Um ein innovatives Bauverfahren oder neue Produkte nutzen zu können, muss eine so genannte "Zustimmung im Einzelfall" nachgewiesen werden. Wenn also eine Brücke von den gültigen technischen Baubestimmungen, z.B. durch das Verwenden nicht geregelter Bauprodukte abweicht, muss das Bauverfahren im Vorfeld beschrieben und mit den Aufsicht führenden Behörden (Landesverkehrsministerium oder Bundesverkehrsministerium) abgestimmt werden. Zustimmungen im Einzelfall sind nicht übertragbar, d.h. sie gelten immer nur für eine konkrete Baumaßnahme. Erst wenn ein Verfahren ausreichend erprobt worden ist und sich bewährt hat, kann es zu einem Normverfahren werden.

10.000 Brücken werden von Straßen.NRW in Nordrhein-Westfalen betreut, viele von ihnen müssen in den kommenden Jahren neu gebaut werden. Dabei setzt der Landesbetrieb schon seit langem auf den Einsatz von Fertigteilen, um auch bei konventioneller Bauweise die Beeinträchtigungen für den Verkehr so gering wie möglich zu halten und Sperr- und Bauzeiten zu verkürzen.


Quelle: Strassen.NRW

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